dung von der NSDAP verboten. Die geplante A u s -
bildungsstätte sollte für die bereits seit 1942/1943 l a u -

fenden Priesterkurseeinefundiertere Basisschaffen. Be-

klagt wurde auch, daß von der Partei die Einb eru f u n g
einer D iözesanversammlung seit 1941 mit der Begrün-

dung verhindert wurde, daß die Sicherheit der Teilnehmer

a u f g runddes Kriegesnichtgewährleistetwerden könne.

DasoffizielleMitteilungsblattderDiözese,die
“ S o o b ¡s¡c enie”, durftenurin denKirc hendirektverteilt

w e r den, der Postversand war verboten. So hatte die Zeit-

schrif t einen halblegalen Charakter und warständig von

demVerbotbedroht.DieseelsorgerischeBetreuung der

KriegsgefangenenundderOstarbeiterwurdedurch die

N S D A Pund das OKW aufalle mögliche Weise erschwert

und behindert. Vermutlic h wäre die Lage der Kirche noch

s c h w e rergewesen, wenn Deutschlandnichtgezwungen

gewesen wäre, auf seine beiden orthodoxen Bundesgenos-

sen, Rumänien und Bulgarien, Rüc ksicht zu nehmen, von

denen die Auslandskirche viel Unterstützung erhielt.

A n d e rerseitsgabesbeidenEmigranteneinezuneh-

mendeAblehnung dernationalsozialistischenMachtan-

sprüche,nac hdemdiepolitischen ZieledesRegimesge-

genüberRußlandbekanntwurden.OffenenWi d e r s t a n d

leistete das Mitglied derM ü n c h e n er russischen Gemeinde

des Hl. Nikolaus,AlexanderS c h m o r e l l.Er war aktiv am

Widerstand der “Weißen Rose” beteiligt und wur de wegen

der Verteilung von Flugblättern hingerichtet. A l e x a n d e r
S c h m o r e l l w u r de 1917 in Ore n b u r g geboren, wo sein

119

G r oßvater Priester gewesen

w a r . Seine Mutt er warRus-

sin

und

starb

zwei

Jahre

nach seinerGeburt.Dader

Vater

deutscher

A b s t a m-

mung war, konnte die Fami-

lie emigrieren und zog nach

Münc hen.

Die

Erziehung

desjungenS c h m o r e l lü b e r-

nahm die “Njanja” (Kinder-

frau)

derFamilie,diemit

nachMünchengekommen

w a r . Sie erzogS c h m o re l lin der Tradit ion der orthodoxen

K i rche und nahm ihn zu den russischen Gottesdiensten in

Münchenmit.ErnahmamReligionsunterrichtderGe-

meinde teil. Zusammen mit anderen Studenten gründete
S c h m o r e l l im Jahre 1942 den Kreis der Weißen Rose.

Nachdemvon MitgliederndesKreisesin derMünchner

UniversitätFlugblättergegen

dasNaziregimeverteiltwor-

denwaren,wurdendieMit-

glieder

verhaftet

und

zum

Tode verurteilt. S c h m o re l l
w u r de am 13. Juli 1943 h i n -

gerichtet. AmTagseinerHin-

richtung

reichte

ihm

sein

langjähriger Beichtvater,Archi-
mandritAleksandr(Lov¡c i j ) ,

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A. Schmorell in der
Universität München

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Alexander Schmorell

derspätere ErzbischofvonB e r l i nundDeutschland, die

Kommunion.S c h m o r e l l

verwiesinseinenVe r h ö r enbei

der Gestapo aufseine christliche, im ru s s i s c h - o r t h o d o x e n

Glauben verwurzelte Motivation, die ihn zum Wi d e r s t a n d

geführt hatte. In seinem Abschiedsbrief machteS c h m o re l l

deutlich, daß er aus seinem Glauben Kraft für seinen We g

gefunden hat: „Der Tod ist kein Ende, sondern der Über-

gang zu einem neuen, weit herrlicheren Leben als das irdi-

sche, in dem es Trennung und Endenichtmehrgibt.” Im

Gemeindeverzeichnis

derMünchner

Gemeindewurd e

sein Name später mit Rotstiftdurchgestrichen und dahin-

ter

vermerkt

umer” (verstorben).

Die

Hinrichtung

Schmorells wagte man nicht einzutragen.
Seit1936, mit der Verleihung der Körperschaftsre c h-

te,lautetderoffizielle Ti t e l

des

Bischofs

“Orthodoxer

Bischof

von

B e r l i n

u n d

Deutschland”.

Damit

w u r de

zumA u s d ruck

ge-

bracht, daß derBischofder

a u s l a n d s r ussischen Diözese

füra l l eorthodoxen Gläubi-

gen,gleichwelc herNatio-

nalität,

zuständig

ist

und

sic h

seine

Jurisdiktions-

gewalt

nicht

auf

die

A n -

gehörigen

der

Russischen

K i rche

beschränkt.

Diese

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A. Schmorell mit “Nanja”

Zuständigkeit wurde auch nach dem II. Weltkrieg von den

orthodoxen Landeskirchen weiterhinrespekt iert.Ortho-

doxe Priester -ausSerbien,Rumänien, Polen, dem Balti-
kum - die nach1945nach Deutschland kamen, wandten

sich an die Diözesanverwaltung in München, um die Er-

laubnis zum Zelebrieren zu erhalten.
Erst in den 60er Jahren wurde diese Praxis in Deutsch-

land endgült ig durc h b r ochen, daalsFolgedes Zustro m s

der griechischen und serbischen Gastarbeiter von den Kir-

chen dieser beiden Länder zunächst eigene Priester und
schließlich auch Bischöfe entsandt wurden. Im Jahre 1965

w u rdeeine“GriechischeOrthodoxeMetropoliein
Deutschland” und1969ein “Serb isches Orthodoxes Bis-

tumf ürWe s t e u ropa”,demauch dieserbischen Gemein-

den in Deutschland unterstehen, errichtet. Damit entstan-
den 40 J a h r e nach Gründung der russisc hen Diözese wei-

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München - Friedhof am Perlacher Forst:Panichida am Grab von
Alexander Schmorell am 13. Juli (Tag seiner Hinrichtung)