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Gegner der A u s l a n d s k i r c he haben diese aufgrund des
Beschlusses von 1921 oft als “monarchistisch” bezeich-

net, dabei wurden aber außer acht gelassen, daß dieser Be-

schlußkeineVerbindlichkeithatteundniealsoff i z i e l l e s

Ziel der Kirche betrachtet worden ist.
DasKonzildesJahres1921-wie auc h die Oberste

K i rchenleitung - handelten bei ihren Verf ügungen immer

„im Namen des Patriarchen“, mit dem aber kaum noch ge-

regelteBeziehungen bestanden.Esistdaherauchvöllig

a b s u r d,denPatriarchenalsMitverantwortlichenfürdie

BeschlüssediesesKonzilszumachen.Genaudastaten

aber die Bolschewisten, die jede Gelegenheitnutzten, um

gegen den Patriarchen vorzugehen.
Im Mai1922mußte Patriarch Ti c h o na u f g r und politi-

scherRepressionendieObersteKirchenverwaltungim

Ausland auf lösen. Die Emigration kam formell dieserA n-

o r dnungdesPatriarchennach,dadie Authentizitätdes

S c h r eibens nicht angezweifeltwurde.A l l e rdings machten

Stilund Form desSchreibens deutlich, daß der Patriarc h

und der (nicht voll funktionsfähige Synod) das Schre i b e n

aufmassiven Druck der Staatsgewalterlassen hatten. So

konstituiertesichanstellederOberstenKirc h e n v e r w a l -

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tung alsneuezentraleKir-

chenmachtein „Bischofssy-

nod“ und das „Bischofskon-

zil“, wobei man sich auf das
ober erwähnte Dekret 362
vom Nov. 1920 berief. Mit

beiden

Institutionen

stan-

den

Patriarch

Ti c h o n

u n d

seineNachfolgerauch wei-
t e rhin biszumJahre1927

in

Kontakt.

Dies

beweist,

daß dieneue Verwaltung derkirchlichen Emigration die

Billigung der Kirchenleitung in Moskau gefunden hatte.

DasBischofskonzil-

dieVollversammlungallerBi-

schöfe - istoberstes geistliches Organ derA u s l a n d s k i rc h e .

EsistzuständigfüralledieGesamtkirchebetre ff e n d e n

Fragen -so für Glaubensfragen, die Kanonisierung neuer

H e i l i g e r , FragenderGottesdienstordnung,derKirc h e n -

disziplin oder weitreichender administrativer Beschlüsse,

wiez.B. dieErrichtung neuerBistümeroderdieVe r ä n-

d e r ung der Bistumsgrenzen. An den Bischofskonzilen sol-

len alle Bischöfe möglichst persönlich teilnehmen. Sie kön-

nensichaber

im

Falle

vonKrankheit

oder

sonstiger

Ve rh i n d e r ungdurcheinenBischof

ihrerWahlvertre t e n

lassenbzw.durchschriftlicheStellungnahmendieBe-

schlüsse

mit

beeinflussen.

Bischofskonzile

traten

ur-

sprünglich alle zwei Jahre zusammen, nach demII. We l t -

krieg - nic htzuletztwegen der hohen finanziellen Belas-

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Patriarch Demetrius von Serbi-
en und MetropolitAntonij

tungen -zunäc hst alle drei Jahre, seitMitte der80er Jahre

tagen sie etwaalle ein biszwei Jahre, imFalle wichtiger

kirchenpolitischer Ereignisse auch häufiger.

Das zentrale Ve r w a l t u n g s o r gan ist der Bisc hofssynod.

SeineoffizielleBezeichnunglautet“Bisc hofssynodder

RussischenOrthodoxenKircheimAusland”.DerVo r-

sitzende diesesOrgans ist immer zugleic h auch das Ober-

haupt der Auslandskirche im Range eines Metropoliten. In
den Jahren 1920 bis 1936 war dies Metropolit A n t o n i j
(Chrapovickij), 1936 bis 1964 M e t r opolit A n a s t a s i j ( G r i -
banovskij), 1964 bis 1985 M e t r opolit Filaret (Vo z n e -

senskij),seitdemMetropolitVitalij(Ustinov).Dem
BischofssynodgehöreninderRegel5früherbiszu8

Bischöfe als ständige Mitglieder an. Der Bischofssynod ist

demBischofskonzilunterstelltund diesemRechenschaft

schuldig. Wichtige Beschlüsse des Bischofssynodsbedür-

fen der nachträglichen Genehmigung durch das Bischofs-

konzil.

Die Einheit der kirchlichen Emigration dauerte nur bis
zum Jahre 1926. Ein Teil der westeuropäischen Gem ein-

den unter der Leitung desMetropoliten Evlogij (Georg i e -

vskij) spaltete sich von derA u s l a n d s k i rche ab. Metro p o l i t

Evlogij

wollte

sich

nicht

demMehrheitsbeschlußdes

Bischofskonzils

unterwerfen,

das

die

Errichtung

einer

selbständigen Diözese in D e u t s c h l a n d beschlossen hatte.
Mit etwa 75 Gemeinden, hauptsächlich in F r a n k re i c h ,

repräsentiertedieseGruppeallerdingsimmernure i n e

D i ö z e s eder Russischen Kirche. Sie wurde als “Pariser Ju-

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Verherrlichung des Hl.Ioannvon Shanghaiund San Francisco 1994