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über die Philipienen nach Amerika.

Auch als Bischof blieb Vladika Johann seiner einmal begonnenen Askese, deren

Fundament die Gottesfurcht war treu. Sie bestand aus Gebet und Fasten. Er as einmal

am Tag gegen 11.OO abends. Während der ersten und der letzten Woche der großen

Fastenzeit as er überhaupt nicht und an den anderen Fastentagen as er nur vom Brot

aus dem Altarraum. Die Nächte verbrachte er gewöhnlich im Gebet, und wenn er

schließlich erschöpft war, legte er sich vor den Ikonen auf den Boden, um sich vor dem

Morgengrauen einpaar Stunden Schlaf zu stehlen. Der Weckdienst fand ihn oft am

Morgen auf dem Bodenzusammengekauert in der Ikonenecke. Auf einen kleinen

Schlag auf die Schulter stand Vladika schnell auf und war in wenigen Minuten für den

Morgengottesdienst fertig.

Jeden Tag absolvierte der Hl. Johann den Morgen- und den Abendgottesdienst. Auch

wenn er krank war, und unabhängig davon, wo er sich befand. Die notwendigen

Gottesdienstbücher hatte er, wenn er sich auf der Reise befand, bei sich. Täglich

zelebrierte der Hl. Johann die göttliche Liturgie oder nahm zumindest an den

Göttlichen Mysterien teil. Er liebte es die Kranken zu besuchen, ihnen die Beichte

abzunehmen und die Göttlichen Mysterien zu reichen. Wenn der Zustand des Kranken

kritisch war kam der Hl. Johann zu jeder Tag- und Nachtzeit um am Bett des Kranken

zu beten. Sehr oft wurden seine Gebete erhört und der Kranke wurde unabhängig

davon wie schwer seine Krankheit sein mochte, und alle Ärzte ihn schon aufgegeben

hatten, wieder gesund. Auch das Gefängnis besuchte der Hl. Johann und feierte dort

für die orthodoxen Insassen die Göttliche Liturgie. Außerdem besuchte der Hl. Johann

die Irrenhäuser. Er unterscheidete zwischen Geisteskranken und Besessenen.

Unerwarteterweise empfingen sie ihn ganz ruhig und freuten sich auf seinen Besuch. Er

gab ihnen die Göttlichen Mysterien und sie hörten ihm zu. Neben dem Dienst am

Nächsten bewältigte der Hl. Johann auch die ganze bürokratische Administration

seiner Diozese.

Als es während der Japanischen Okupation lebensgefährlich war nachts das Haus zu

verlassen fuhr der Hl. Johann fort zu jeder Nachtzeit alle Kranken und Bedürftigen zu

besuchen und niemals wurde er angerührt. Noch mehr, als in dieser Zeit die Japaner

versuchten unter anderem auch die russ. Kolonie ihrem Willen gefügig zu machen und

bereits zwei Vorsitzende des russ. Emigrantenkomitees die versucht hatten ihre

Unabhängigkeit zu bewaren umgebracht worden waren, so daß als Folge davon unter

den russ. Emigranten große Verwirrung und Schreckenherrschte, erklärte sich der Hl.

Johann, entgegen den Wahrungen russ. Kolaboranten mit den Japanern, selbst zum

Haupt der russ. Kolonie. Gegen Ende des Krieges wurden die russ. Geistlichen mit

Propaganda und Druck bearbeitet, um sich dem neuerwählten "Patriarchen", der von

den Sovjets gegängelten Russ. Kirche zu unterstellen. Von 6 Hierarchen im fernen

Osten unterstellten sich 5 dem neuen Pariarchen. Nur der Hl. Johann widerstand und

blieb der Russ. Kirche im Ausland treu. 1946 wurde er in den Rang eines Erzbischofs

aller orthodoxen Gläubigen in China erhoben.

Als die Kommunisten in China an die Macht kamen, waren die russ. Emigranten

gezwungen China zu verlassen. Die meißten emigrierten über die Philipienen.1949

lebten an die 5OOO vom chinesischen Festland gekommene Flüchtlinge in einem Lager

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der Internationalen Flüchtlings- organisation auf der Insel Tubabao in den Philippinen.

Diese Insel liegt in dem Bereich der gewöhnlich von jahreszeitlich bedingten Taifunen

heimgesucht wird. Während des 27monatigen Aufenthaltes der Lagerinsassen auf der

Insel wurde diese nur einmal von einem Taifun bedroht. Als einmal ein Russe seine

Angst vor Taifunen gegenüber einem Pilippienen äußerte antwortete dieser, daß es

keinen Grund zur Sorge gäbe"euer heilige Mann segnet euer Lager jede Nacht nach

alles vier Himmelsrichtungen. " Diese Worte bezogen sich auf den Hl. Erzbischof

Johann, denn während seines Aufenthaltes auf der Insel wurde sie von keinem Taifun

getroffen. Als sich einmal ein Taifun der Insel näherte teilte sich dieser vor der Küste in

zwei Teile und zog auf diese Weise rechts und links an der Insel vorbei, um sich auf der

gegen- überliegenden Seite wieder zu vereinen. Nachdem das Lager zum größten Teil

aufgelöst worden war und noch 200 Personen übriggeblieben waren, wurde die Insel

von einem furchtbaren Taifun getroffen, der das Lager vollständig zerstörte.

Die meißten Flüchtlinge siedelten nach Amerika über oder nach Australien. Der Hl.

Johann selbst reiste nach Washington D. C. , um für seine Landsleute die

Einreiseerlaubnis nach Amerika durchzubringen. Hierfür wurde extra ein Gesetz

geändert und fast das gesammte Lager kam in die "Neue Welt", Dank des Einsatzes des

Hl. Erzbischofs.

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Der Hl. Erzbischof Johann Maximowitsch in Westeuropa

1951 bekam der Hl. Erzbischof Johann die Erzdiozese Westeuropa mit den

Bischofssitzen in Paris und später in Brüssel. Hier bemühte er sich nicht nur um die

Russen in der Zerstreuung mit denselben Arbeiten wie vorher in Schanghaij, sondern

auch um Einheimische. Er nahm unter seine Verwaltung die Holländischeund die

Französische Orthodoxe Ortskirche und spornte sie an in der Orthodoxie

fortzuschreiten. Er zelebrierte die Göttliche Liturgie auf holländisch und auf französisch,

wie er sie früher auf griechisch und auf chinesisch zelebriert hatte und später auf

englisch zelebrierte.

Das Interresse und die Verehrung für die Heiligen, deren Gedächtnis für den Hl.

Johann unbegrenzt zu sein schien, weitete sich nun auch auf die westlichen Heiligen vor

dem Abfall des Westens von der Orthodoxie aus,die zum Teil nur örtlich verehrt

wurden und in keinem orthodoxen Kalender standen. Er sammelte ihre Viten und

Bilder und reichte eine Liste von ihnen beim Synod ein.

Der Ruf von der Heiligkeit des Erzbischofs Johann verbreitete sich sowohl unter

Orthodoxen wie unter Nichtorthodoxen. Viele Menschen bezeugten Wunder, die durch

die Gebete vom Hl. Erzbischof Johann bewirkt worden waren.

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Der Hl. Erzbischof Johann Maximowitsch in Amerika

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Als der lebenslange Freund vom Hl. Erzbischof Johann, Erzbischof Tichon von San

Francisco und Westamerika aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand ging und der

Bau der größten Kathedrale der Russen im Ausland wegenStreitigkeiten

untereinanderzum Stillstand kam, wurde einstimmig der Hl. Johann in dieser

dringenden Lage herbeigrufen, den viele tausende noch von der Zeit in China kannten.

1962 wurde der Hl. Erzbischof Johann vom Synod nach San Francisco geschickt, um die

verfeindeten Parteien wieder zu befrieden. Der Hl. Johann kam auf den Tag nach 28

Jahren nach seiner Ankunft in Schanghaj zum Fest der Einführung der Mutter Gottes in

den Tempel in San Francisco am 21. November (4.12.) 1962 an. Unter der Führung des

Hl. Johann wurde der Friede wieder hergestellt und die Kathedrale vollendet. Der

Teufel versuchte sich dafür am Hl. Erzbischof Johann zu rächen, indem er leichtsinnige

Mitglieder des Gemeinderates anstachelte den Hl. Erzbischof mit noch anderen wegen

Mißbrauchs von Gemeindevermögen anzuklagen. Alle Angeklagten wurden

vollständig entlastet, aber dennoch wurden durch diese Sache die letzten Jahre des Hl.

Johann mit übler Nachrede und Verfolgung angefüllt, die er ohne Klage und ohne

Verurteilung von jemandem ertrug.

Mit der Bekanntgabe, daß Metropolit Anastasij in den Ruhestand gehen wollte, wurde

der Hl. Johann Maximowitsch einer der führenden Kandidaten für seinen Nachfolger.

Bei der zweiten Kugelung war er einer der beiden Kandidaten, mit dem Unterschied

von einer Stimme! Um die Gleichteilung unter den Bischöfen zu überwinden,bat er

den jüngsten Bischof in dieser Nacht in seine Wohnung und überredete ihn dort, die

Kandidatur für die Ehrfurcht erregende Verantwortung des ausstehenden Postens zu

übernehmen. Am nächsten Tag zog er seine eigene Kandidatur zurück und empfahl die

Wahl von Bischof Filaret, welchen die Bischofsschaft einstimmig wählte, indem sie in

der plötzlichen Wendung der Dinge die Gnade des Hl. Geistes erkannte.

Zu solcher Gewichtigkeit unter den Hierarchen der Russischen Kirche war der Hl.

Erzbischof Johann vor dem Ende seines irdischen Lebens gewachsen. Diese

Gewichtigkeit gründete auf keiner äußeren Eigenschaft, denn der Hl. Erzbischof war

gebrechlich, gekrümmt, ohne Ehrgeiz, arglos, ja sogar unfähig deutlich zu sprechen. Es

war eine Gewichtigkeit, die allein auf inneren, geistlichen Werten beruhte, die ihn ohne

Zweifel zu einem der großen Hierarchen dieses Jahrhunderts machen und zu einem

Heiligen. In ihm erstrahlte Gerechtigkeit.

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Der Tod vom Hl. Erzbischof Johann

Der Tod vom Hl. Erzbischof Johann erfolgte plötzlich und unerwartet für Alle, außer

dem Hl. Erzbischof selbst.Im Mai des Jahres 1966 sagte der Hl. Erzbischof einer Frau,

die ihn schon 12 Jahre kannte und welcher nach der Aussage von Metropolit Filaret

volles Vertrauen gebührt, zu deren Verwunderung,: "Ich werde bald sterben, Ende

Juni. . . nicht in San Francisco sondern in Seatle. . . "Metropolit Filaret selbst bezeugt

von der besonderen Verabschiedung vom Hl. Erzbischof Johann von ihm als er das

letzte Mal von einer Synode in New York nach San Francisco zurückkehrte. Nachdem

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letzte Mal von einer Synode in New York nach San Francisco zurückkehrte. Nachdem

der Metropolit den traditionellen Bittgottesdienst vor der Abreise gefeiert hatte, neigte

der Hl. Johann anstatt wie sonnst üblich, das die Hierarchen sich selbst mit Weihwasser

besprengen, sein Haupt und bat den Metropoliten ihn zu besprengen; und statt des

dannach üblichen stummen gegenseitigen Händeküssens, ergriff der Hl. Erzbischof die

Hand des Metropoliten, küßte sie und zog seine eigene weg. Am Abend vor seiner

Abreise nach Seatle, es waren 4 Tage vor seinem Tod, setzte er einen Mann in

Erstaunen für den er gerade einen Bittgottesdienst gefeiert hatte, mit den Worten: " Sie

werden meine Hand nicht mehr küssen. "

Am Tag seines Ablebens verbrachte der Hl. Johann 3 Stunden betend im Altarraum

und ging erst kurz vor seinem Tod, der sich gegen 15.50 am 19. Juni(2.7.) 1966 ereignete

in sein Zimmer im Gemeindehaus neben der Kirche. Der Tod erreichte ihn ohne

Vorzeichen irgendeiner Krankheit oder Betrübnis. Man hatte gehört, daß er gefallen

war und als diejenigen die zur Hilfe herbeigeeilt waren ihn in den Sessel gesetzt hatten,

hauchte er, offensichtlich von einem leichten Schmerz begleitet, seinen letzten

friedvollen Atem aus, in der Gegenwart der wundertätigen Muttergottesikone vom

Zeichen von Kursk.

So wie der Hl. Seraphim von Sarow seinen geistlichen Kindern sagte,das sie ihn auch

nach seinem Tod für lebendig halten sollten und zu seinem Grab kommen und ihm

sagen sollten was sie auf dem Herzen haben, so erwies sich dasselbe auch beim Hl.

Johann für gültig, daß er nämlich diejenigen hört, die sein Gedächtnis bewaren und

ihnen wunderbare Hilfe zuteil werden läßt.

Der hl. Erzbischof Johann Maximowitsch

von Schanghaj und San Francisco

Gedächtnis 19. Juni

Im Jahr 1896, dem Jahr der Verherrlichung des hl. Feodossij des Erzbischofs von

Tschernigow, wurde am 4. Juni in dem Dorf Adamowka in der Provinz von Charkau

den Eheleuten Boris und Glafira aus dem Kleinrussischen Adelsgeschlecht der

Maximowitsch als erstes von sechs Kindern der hl. Johann geboren und auf den Namen

Michael, nach dem Himmlischen Heerführer getauft. Die Vorfahren der

Maximowitschs waren Serbische Adelige die Serbien nach seiner Besetzung durch die

Türken verlassen hatten. Sein Vater war Marschall im Distrikt der Charkauer Provinz.

Ein Vorfahre des hl. Erzbischofs Johann war der hl. Metropolit Johann Maximowitsch

von Tobolsk, der Erleuchter Sibiriens. Von seiner Kindheit wird überliefert, daß er

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Das Leben der hl. Johannes v. Schanghai

Gedächtnis am 19.Juni

(Noch längere Fassung?)

Verfasser:

Vr. Michael (Kresin)

Übersetzer:

19. Juni