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15. Januar – Das Leben des Gerechten Johann Kuschnik

Es war Abend als Johann Zargrad erreichte. Als er von weitem das elterliche Haus

erblickte, fiel er nieder und stöhnte:

"Herr Jesus Christus! Hier ist das Haus meines Vaters, welches zu sehen, ich

so sehr wünschte. Aber laß nicht zu, daß ich um seinetwillen Deiner Gnade beraubt

werde. Ich bitte DICH, Herrscher, gib mir Hilfe von oben, und Kraft die teuflische

Versuchung zu überwinden.; laß ihn nicht über mich triumphieren, sondern tapfer, an

diesem Ort, mein Leben zu Ende zu führen.”

So betete er die ganze Nacht bis zum Morgengrauen. Bei Tageanbruch öffneten sich die

Türen des Hauses, und der Hausverwalter trat heraus. Als er Johann erblickt hielt er

ihn für einen Bettler und befahl ihm sich zu entfernen, da bald sein Herr aus dem Haus

treten würde.

"Wie du siehst": antwortete ihm Johann demütig,

"bin ich ein Bettler. Ich habe keinen Ort , wo ich mein Haupt niederlegen kann;

ich bitte dich vertreibe mich nicht von hier; ich tue niemandem etwas Böses. "

Nach kurzer Zeit traten auch die Eltern von Johann aus dem Haus. Als er sie erblickte

weinte er und sprach bei sich selbst:

"Nun, Johann, dein Wunsch hat sich erfüllt. Aber wenn du dich zu erkennen

gibst, und sie dich ins Haus führen, wirst du wieder ein weltliches Leben zu führen

beginnen, deine mönchischen Gelübde vergessen und so wird deine Seele verloren

gehen. "

Und aufs Neue rief er mit ganzer Seele zu Gott:

"Herr Jesus Christus, bis zum Ende, verlaß mich nicht! "

So begann der selige Johann von niemandem gekannt vor den elterlichen Türen zu

leben. Als sein Vater den armen Bettler vor seiner Tür liegen sah, begann er ihm

Speisen von seinem Tisch zu schicken, indem er sprach:

"Was für eine Geduld hat dieser Bettler! Er erträgt Kälte, Frost und Unwetter,

indem der das ganze Jahr über ohne Dach über dem Kopf bleibt. Wer weiß, vielleicht

erträgt auch unser geliebter Sohn Johann diese Armut, von dem wir nicht einmal

wissen wo er sich befindet. Um dieses Unglücklichen willen, dem wir Barmherzigkeit

erzeigen, erlöst uns vielleicht der Herr, indem wir diesem Bettler dasselbe tun, was wir

für unseren Sohn von anderen erhoffen. "

So sprach der hochwohlgeborene Eutropios. Dagegen, seine Frau, war ganz anderer

Meinung, und hatte kein Mitleid mit dem Bettler.

Als sie ihn einmal in Lumpen auf einem Abfallhaufen liegen sah, sagte sie zu ihren

Dienern:

" Bringt dieses widerliche Wesen fort von hier; ich möchte diese Abscheulichkeit

nicht sehen! "

Und die Diener trugen Johann weiter vom Haus weg. Der Verwalter des Hauses aber

hatte Mitleid mit dem Unglücklichen und baute ihm auf seine Bitte eine kleine Hütte, in

welcher der Heilige dann auch lebte. Der Vater fuhr fort ihm Speise von seinem Tisch

zu schicken, aber Johann gab sie anderen ebensolchen Armen wie er selbst ab und blieb

ganze Tage hindurch hungrig. Über den Zeitraum von drei Jahren führte Johann sein

Leben in dieser Weise ohne jemandem sein Geheimnis zu eröffnen.

In der Hütte verbarg er sich vor dem Anblick der Menschen und verbrachte Tag und

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15. Januar – Das Leben des Gerechten Johann Kuschnik

Nacht im Gebet. Besonders heiß war sein Gebet für seine Eltern.

"Herr, mein Gott, " : rief der Selige aus,

"erbarme dich meiner Eltern und reinige sie von ihren Sünden! "

Nach Verlauf von drei Jahren eröffnete der Herr Johann, daß das Ende seiner

geduldigen Mühen und beharrlichen Anstrengungen nahe ist. Da bat der Heilige den

Hausverwalter seine Herrin zu ihm zu rufen.

Diese antwortete ihm:

“Was braucht er von mir? Ich kann ihn nicht einmal anschauen, und er will

sich auch noch mit mir unterhalten. "

Aber als sie darüber mit ihrem Mann sprach beredete er sie:

"Geh, meine Frau, ekele dich nicht vor den Bettlern, denn der Herr Selbst hat

sie erwählt und nannte sie selig. "

Da wankte die Mutter von Johann, und mehr aus Neugier denn aus Gehorsam gegen

ihren Mann war sie einverstanden, daß man den Bettler zu ihr führt.

"Bald, meine Herrin, " : begann Johann seine Rede,

"höre ich auf eurer Hilfe und eurer Aufnahme zu bedürfen. Euch ist hierfür

eine Belohnung bereitet, nach dem Wort Christi: `So, wie ihr dies einem MEINER

geringsten Brüder getan habt, habt ihr es MIR getan. ` Dir, Herrin, wollte ich etwas zur

Erinnerung dalassen, aber vorher, bitte ich dich, verspreche mir, daß du meine Bitte

erfüllst und dann bekommst du den Segen. "

Sie versprach es. Da bat der selige Johann ihn an demselben Ort zu beerdigen, wo seine

Hütte steht und ihn mit keinen anderen Kleidern einzuhüllen, außer diesen Lumpen,

die ihn jetzt bedecken. Danach übergab er ihr das Evangelium mit den Worten:

"Möge dir dieses Heilige Buch ein Trost sein im gegenwärtigen Leben und auf

dem guten Weg in die Ewigkeit."

Das Buch nehmend beschaute sie es von allen Seiten und dachte bei sich:

"Wie ähnlich ist dieses Evangelium demjenigen, das mein Mann unserem Sohn

geschenkt hat! “

Danach ging sie und zeigte es ihrem Mann. Gemeinsam gingen sie zurück zu Johann,

beschwörten ihn zu sagen wo er dieses Evangelium her habe und ob er nicht etwas

über ihren Sohn wisse.

Außerstande noch länger die Pein seines Herzens zu verbergen und seine Tränen

zurückzuhalten, rief Johann aus:

"Ich bin euer Sohn Johann, und dies ist dasselbe Evangelium, welches ihr mir

geschenkt habt. Ich, das ist wahr, bin Schuld an den euch zugefügten Schmerzen, aber

Euer Evangelium hat mich gelehrt Christus mehr zu lieben als alles Andere und

geduldig sein wohltätiges Joch zu tragen. "

Als Eutropius und Theodora dies hörten fielen sie ihrem Sohn um den Hals und

vergossen ganze Ströme von Tränen über ihn. Groß war ihre Freude, daß sich ihr

geliebter Sohn schließlich gefunden hatte. Aber nicht geringer war ihr Gram darüber,

daß sie im Verlauf von drei Jahren auf ihren eigenen Sohn wie auf einen Bettler

geschaut, sich vor ihm geekelt und ihn vor ihren Türen im Elend und in Armseligkeit

hatten liegen lassen.

Als sie deßhalb ihren Sohn an dem Ort beerdigten wo er es bestimmtt hatte, errichteten

sie über seinem Grab eine Kirche und eine große Pilgerherberge, und gaben ihren

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15. Januar – Das Leben des Gerechten Johann Kuschnik

ganzen Reichtum zur Unterstützung der Pilger und zur Speisung der Bettler.

"Selig, wer sich der Bettler und Armen annimmt; in den Tagen der Not rettet

ihn der Herr " (Psalm 40, 1).

Der hl. Märt. Sebastian

Gedächtnis 20. Januar

Der hl. Märtyrer Sebastian war in Narbonne in Gallien geboren worden und lebte in

Mailand, woher seine Familie ursprünglich stammte. Er war christlich erzogen worden,

und zeichnete sich besonders durch seine Liebe gegen die Bekenner und Märtyrer

Christi aus. Unter Kaiser Carinus wurde er Soldat. Als er als solcher nach Rom

gelangte, hörte er von zwei noch jungen Christen namens Markus und Marcellinus, die

wegen ihres Glaubens an Christus zum Tode verurteilt worden waren, und unter dem

Eindruck der bitteren Tränen ihrer Eltern und Verwandten nahe daran waren den Mut

zu verlieren; Sebastien eilte zu diesen und ermutigte sie durch glühende Worte zum

Festhalten im Glauben. Hierdurch wurden nicht nur die beiden Brüder Markus und

Marcellinus mit neuer Kraft erfüllt, sondern auch die Umstehenden von solcher

Rührung erfüllt, daß eine Frau namens Soe, die Gattin des Nikostratus, in dessen Haus

die Bekenner bewacht wurden, dem hl. Sebatsian zu Füßen fiel und um seinen Segen

bat. Sie war seit 6 Jahren stumm und hoffte durch den Segen des Heiligen ihre Sprache

wiederzuerlangen. Nachdem Sebastian das Kreuzeszeichen über ihrer Zunge gemacht

hatte, konnte Soe sogleich wieder vernehmlich sprechen. Sie bekannte sich daraufhin

zu Christus, und pries Ihn als ihrem Herrn und Gott. Hierdurch bekehrte sich auch ihr

Mann zu Christus, die Verwandten von Markus und Marcellinus und noch viele andere,

die von dem an Soe geschehenenWunder erfuhren. Nikostratus nahm daraufhin alle in

sein Haus auf, wo sie im christlichen Glauben unterrichtet wurden, und ein Priester

namens Polykarp alle taufte. Bei der Taufe wurde Tranquillinus, der Vater von Markus

und Marcellinus von der Gicht geheilt. Dies erfuhr der römische Statthalter

Chromacius, der ebenfalls schwer gichtbrüchig war. Dieser faßte daraufhin ebenfalls

den Entschluß ein Christ zu werden. Nachdem Sebastian ihn im christlichen Glauben

unterwiesen und getauft hatte, wurde auch er von der Gicht geheilt. Aus Dankbarkeit

darüber lies er alle neubekehrten Gefangenen frei, schenkte seinen Sklaven die Freiheit,

und legte sein Amt nieder. Als im Jahre 283 Kaiser Carinus starb wurde Diokletian sein

Nachfolger, der wiederum Maximinian zu seinem Mitkaiser machte. Als Diokletian

vom Mut und der Tapferkeit des hl. Sebastian hörte, gewann er ihn so lieb, daß er ihn

in den Rang eines Hauptmanns erhob. Nach der Abreise Kaiser Diokletians nach

Nikomedia blieb Sebastian in Rom zurück und genoß die besondere Achtung durch

Kaiser Maximinian. Um diese Zeit erhielt der ehemalige Statthalter Chromacius die

kaiserliche Erlaubnis sich aufs Land zurückziehen zu dürfen, wo er den Rest seiner Tage

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Der hl. Märt. Sebastian

Gedächtnis 20. Januar

Verfasser:

Vr. Michael (Kresin)

Übersetzer:

20. Januar

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20. Januar – Der hl. Märt. Sebastian

mit mehreren Neubekehrten verbringen wollte. Da sie aber noch unvollkommen im

christlichen Glauben unterrichtet waren bemühten sie sich darum, daß entweder

Sebastian oder der Priester Polykarp ihnen als Lehrer dienten. Aus Sehnsucht nach dem

Bekennertod für Christus, wollten Sebastian und Vater Polykarp Rom aber nicht

verlassen. Deßhalb wandte man sich an Cajus, den damaligen Bischof von Rom, und

bat ihn um eine Entscheidung. Bischof Cajus war dafür, daß Sebastian in Rom bleibt,

weil er einen hohen Rang in der Armee bekleidete und so leichter für verfolgte Brüder

eintreten konnte. Als drei Jahre nach Amtsantritt Diokletians die Flamme der

Christenverfolgung stärker als jemals zuvor aufloderte, verbargen sich der Bischof von

Rom und andere Gläubige in der Wohnung eines kaiserlichen Offiziers, mit Namen

Kastulus, der selbst Christ war, direkt im Palast des Kaisers, und nur besonders eifrige

Gläubige gaben sich in der Öffentlichkeit als Christen zu erkennen, und überlieferten

sich dadurch selbst dem Tod in die Hände; so die vom hl. Sebastian geheilte Soe, die

ergriffen wurde, als sie auf dem Grab des hl. Apostels Petrus betete. Sie wurde an den

Füßen über einem Feuer aufgehängt und durch Rauch und Dampf erstickt. Ihr Gatte

Tranquillinus, der durch den Mut seiner Gemahlin angeeifert wurde, wurde auf dem

Grab des hl. Apostels Paulus im Gebet ergriffen und gesteinigt. Nikostratus und seine

Gefährten Klaudius, Kastor und Viktorian wurden ebenfalls bald darauf ergriffen,

zuerst gefoltert und dann ins Meer geworfen. Von einem Verräter angezeigt, wurde

auch Tiburtinus festgenomen. Tiburtinus wurde enthauptet. Kastulus wurde ebenfalls

verraten. Er wurde festgenommen, dreimal gefoltert und anschließend lebendig

begraben. Zuletzt wurden Markus und Marcellinus ergriffen. Sie wurden mit den

Füßen an einen Pfahl genagelt und so 24 Stunden schmachten gelassen. Zuletzt wurden

sie mit Lanzenstichen getötet. Währenddessen benutzte Sebastian seinen freien Zugang

zu den Gefängnissen, um seinen gefangenen Brüdern beizustehen, ihnen Mut

zuzusprechen und durch das Beispiel der Märtyrer beflügelt andere zu Christus zu

bekehren. Als er schließlich deswegen beim Kaiser abgezeigt wurde, der nicht wußte,

daß Sebastian Christ ist, ließ er ihn vor sich kommen, um dies aus seinem Mund zu

erfahren. Sebastian bekannte sich furchtlos zu Christus. Darüber erbittert wurde er auf

kaiserlichen Befehl an einen Baum gebunden und von einer nimidischen

Bogenschützeneinheit beschossen. In der Meinung er sei tot, wurde er liegen gelassen.

Die Witwe des hl. Märt. Kastulus, Irene, die den hl. Bekenner ehrenvoll beisetzen lassen

wollte, kam heimlich herbei um seinen Leichnam zu holen. Wie sie dabei bemerkte, daß

noch Leben in ihm war, lies sie den Heiligen in ihr Haus bringen, wo er durch in

Wunder in einem Augenblick geheilt wurde. Trotz der Bitten vieler Brüder, sich nun zu

verbergen, trat der hl. Sebastian nach einigen Tagen erneut vor den Kaiser und seine

Mitkaiser. Hierzu begab er sich auf die Stiege, über welche der Kaiser, wenn er in den

Tempel gehe wollte, herabsteigen mußte und hielt ihm öffentlich die Sinnlosigkeit ihrer

Grausamkeit vor Augen, mit welcher er die Christen verfolge, welche seine treusten

Untertanen sind und unablässig für das Wohl des Kaisers beten. Überrascht die Stimme

des totgeglaubten Sebastian zu hören, fragte der Kaiser ihn , ob er derselbe Sebastian

sei, den er mit Pfeilen totzuschießen befohlen hatte. Sebastian antwortete: “Ja ich bin es.

Mein Herr Jesus Christus hat mir das Leben erhalten, um allem Volk Zeugnis zu geben

von der Wahrheit Seiner Lehre und von deiner Grausamkeit gegen Seine heiligen

Diener. Höre auf mit solcher Verfolgung und vergieße nicht länger unschuldiges Blut,